Die Hauptziele der Sturzprophylaxe im Alter sind die Reduzierung der Anzahl von Stürzen und die Linderung deren Folgen. Etwa 5% aller Stürze haben eine Fraktur zur Folge, 1-2% davon sind Oberschenkelhalsbrüche. Jeder 5. Sturz-Patient trägt so schwerwiegende Folgen davon, dass eine Aufnahme im Pflegeheim unvermeidlich wird. Hier darf man insbesondere auch aus volkswirtschaftlicher Sicht die allgemeine Kostenbelastung durch Sturzfolgen keineswegs außer Acht lassen. Unser auf dem Solidaritätsprinzip beruhende Kranken- und Pflegeversicherungssystem wird auf Grund der demographischen Entwicklung, neuerdings auch der Aufnahme von neuen jungen Mitbürgern, die oft leider keine Leistungsträger darstellen, allmählich so stark strapaziert, dass es fast nicht mehr funktionieren kann. Die hauptbetroffenen, besonders sturzgefährdeten Menschen, sind aber gerade die Mitbürger die einst zum Reichtum und der hohen Wirtschaftskraft unserer BRD verholfen haben.  Aus gesellschaftspolitischer Sicht sollten daher gerade diese Menschen durch uns Ärzte und Therapeuten besonders unterstützt werden, zumal die Sturzfolgen sehr oft zu schwerwiegenden, recht schmerzhaften Leidenszuständen, gekoppelt mit Ängsten und Unsicherheit führen.

Schwäbische Alb (Löwenzahnfeld vor Waldrand) 

Am 14.05.1999 erschien im Deutschen Ärzteblatt auf Seite A-1282 folgende Mitteilung von Close J et al.:

In einer Londoner Unfallambulanz wurde untersucht, ob bei Patienten nach erlittenen Stürzen durch eine interdisziplinäre Abklärung durch weitere Stürze wirkungsvoll verhindert werden können. 397 Patienten im Alter von 65 Jahren oder darüber wurden in zwei Gruppen eingeteilt, bei 184 wurde die Sturzursache intensiv abgeklärt und nötigenfalls behandelt, während 213 Patienten nur eine Behandlung ihrer Sturzfolgen erhielten.

Innerhalb eines Folgejahres war es bei der Kontrollgruppe zu weiteren 510 Stürzen gekommen, wogegen dies in der Interventionsgruppe nur in 183 Fällen geschah. Neben der geringeren Sturzrate war bei der Interventionsgruppe die Rate an Krankenhauseinweisungen signifikant geringer.

Patientin mit Rollator

Die Aufgabe der Rehabilitation ist es also die Sturzrisiken zu eruieren, um das Risiko eines erneuten Fallens zu reduzieren. Ferner muß der Teufelskreis des Nicht-Bewegens unter physiotherpeutischer und psychologischer Betreuung unter individuell begleiteter aktiver Mitarbeit des Patienten durchbrochen werden. Die Freude an der Bewegung sollte hierbei immer das Hauptziel darstellen.

Physiotherapeutisch stehen Gleichgewichts- und Koordinationsübungen sowie Kräftigung der Rumpf- und hüftgelenksstabilisierenden Muskulatur und Ausdauertraining im Vordergrund.

Hierdurch wird den Patienten die Angst vor einem erneuten Sturz genommen.