Auf Grund der demographischen Entwicklung werden in den letzten Jahren in Deutschland zunehmend mehr endoprothetische Versorgungen, insbesondere der großen Gelenke durchgeführt. Derzeit werden jährlich ca. 250000 Hüft- und 180000 Knieendoprothesen implantiert. Die Zahlen werden sich voraussichtlich in den nächsten Jahren sogar noch deutlich erhöhen. Mit der rasanten technologische Entwicklung in der modernen Medizin wurden die Operationstechniken sowie die Prothesenverankerungen im Knochen weiterentwickelt. Hierdurch können jetzt auch zunehmend jüngere Patienten endoprothetisch versorgt werden. Gerade dieses Patientenklientel weist einen höheren Anspruch im Alltag, Freizeit und insbesondere Sport auf.
Mens sana in corpore sano
Juvenal, römischer Satirendichter –
Aus biomechanischer Sicht wird sportliche Aktivität nach endoprothetischer Versorgung grundsätzlich empfohlen:
Hierdurch wird gerade bei zementfreier Versorgung das knöcherne Einwachsen (sog. boney ingrowth) der Prothesen verbessert, was das Lockerungsrisiko statistisch deutlich senkt. Dazuhin wird die muskuläre Leistungsfähigkeit gesteigert und die Entstehung eines metabolischen Syndroms, was mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko korreliert, verhindert.
Während aus biomechanischer Sicht Sport mit geringer Krafteinleitung im Prothesen-Knochen-Interface mit vorwiegend zyklischen Belastungsformen grundsätzlich angeraten wird, sind dagegen große Krafteinleitung (high-impact-Sportarten) eher nicht empfehlenswert.
Insbesondere hohe Rotationsmomente sowie massive axiale Stauchungen mit physikalisch sehr hoher und kurzzeitiger Impulsumkehr, woraus biomechanisch ein hoher Kraftstoß resultiert, sollten unbedingt vermieden werden.
Kontakt- und Spielsportarten sollten nach Gelenkersatz durch das deutlich erhöhte Verletzungsrisiko eher nicht durchgeführt werden.
In der Praxis werden wir bei der täglichen Patientenversorgung immer wieder, insbesondere bei der postoperativen Nachbetreung nach Implantation einer Prothese der großen Gelenke nach einzelnen Sportarten befragt.
Deshalb sind diese im folgenden nach endoprothetisch versorgtem Gelenk und den geeigneten Sportarten einzeln aufgelistet:
Hüftgelenk
empfehlenswert: Aerobic (ohne Sprünge), Aquajogging, Bergwandern, Bowling, Ergometertraining, Golf, individuelle Gymnastik, angeleitetes Krafttraining, Laufen, Radfahren, Rudern, Schwimmen, Doppel-Tennis, Tanzen, Nordic Walking, Wandern.
eingeschränkt empfehlenswert: Aerobic mit Sprüngen, Bowling, Eislaufen, Gewichtheben, Inline-Skating, selbstständiges Krafttraining, Laufen, Pilates, Ski Alpine, Einzel-Tennis, Tischtennis.
nicht empfehlenswert: Baseball, Basketball, Fußball, Handball, Hockey, Klettern, Kontaktsportarten, Mountainbiking, Snowboarding, Sqash, Turnen, Volleyball, Zweikampfsportarten.
Kniegelenk
empfehlenswert: Aerobic ohne Sprünge, Aquajogging, Bergwandern, Bowling, individuelle Gymnastik, angeleitetes Krafttraining, Radfahren, Ergometertraining, Reiten, Rudern, Schwimmen, Schießsport, Tanzen, Nordic Walking.
eingeschränkt empfehlenswert: Aerobic mit Sprüngen, Bowling, Eislaufen, Fechten, Golf, Inline-Skating, Kanu, selbststständiges Krafttraining, Laufen, Ski Alpine, Ski-Langlauf, Doppel-Tennis, Tischtennis.
nicht empfehlenswert: Badminton, Basketball, Fußball, Handball, Hockey, Klettern, Kontaktsportarten, Mountainbiking, Squash, Einzel-Tennis, Turnen, Volleyball, Zweikampfsportarten.