Wir alle besitzen heute beinahe alles außer Zeit. Sehr oft werden uns Ärzte von den Patientinnen und Patienten Termine zur möglichst schnellen Gesundung gesetzt, zumal z.B. eine wichtige Reise oder ein sportlicher Wettkampf bevorsteht.
Zuvor soll der Arzt alle seine Möglichkeiten schnellst möglich einsetzen, um ein körperliches und mentales Wohlbefinden beim Patienten für diesen wichtigen Termin zu erreichen. Selbst ein hierzu notwendiges Warten vor der Konsultation im „Wartezimmer“ passt nicht mehr in unsere schnelllebige Zeit. Hält man die Zeit nicht ein, wird man überall , heutzutage, insbesondere in den modernen Netzwerken verschrien, obwohl man sich die größte Mühe gibt und seine eigene Person und Familie sehr vernachlässigt. Die Arztpraxis wird zunehmend in ein Dienstleistungsunternehmen überführt.
Doch auch eine entsprechende, seriöse Gesundung benötigt auch in unserer hochtechnisierten Medizin leider auch ausreichend Zeit. Sehr oft lässt sich das bestehende Problem wesentlich besser durch ein ausführliches Arzt-Patienten-Gespräch sowie eine umfangreiche Untersuchung mit einer gezielten konservativen Therapie beseitigen oder zumindest verbessern. Hierbei ist häufig der vertrauliche freundliche Kontakt, der zur Problemhilfe beiträgt. Dies kann aber leider nicht innerhalb 2 Minuten geschehen, sondern braucht “ diese lästige“ Zeit für den Arzt und selbstverständlich auch für die Patientin oder den Patienten. Gerade in solchen Situationen fällt mir persönlich immer wieder der Stabrein aus dem Faust 1 ein, der sehr gut mein Verständnis zu einer optimalen Arzt-Patient-Beziehung beschreibt
„Werde ich zum Augenblicke sagen:
Verweile doch! Du bist so schön!
Dann magst Du mich in Fesseln schlagen,
Dann will ich gern zu Grunde gehen!
(Johann Wolfgang von Goethe)